Als Kies und Sand bezeichnete man glaziale und fluviale Ablagerungen. Sie zeichnen sich damit aus, dass sie über kürzere oder längere Strecken transportiert wurden und mit zunehmender Transportdistanz eine rundlichere Form erhalten haben. Kies und Sand bezeichnet man als Lockergesteine, in einigen Fällen sind sie leicht gebunden und gehen fliessend in Nagelfluh über.
Sand kommt in den gleichen Vorkommen wie Kies vor. Als Sand bezeichnet man heute die Aussiebung kleiner als 4 mm, die sich bei der Aussiebung von Kiesen ergibt.
Kiese und Sande entstanden durch Abbrüche vor, während und nach den verschiedenen Eiszeiten. Die damaligen Gletscher und Flüsse transportierten das gelöste Material teilweise über mehrere hundert Kilometer von den Gebirgen bis zu entsprechenden Senken, wo sie dann angereichert wurden. Je nach Ablagerung unterscheidet man zwischen Grund- und Seitenmoränen oder Flussablagerungen. Teilweise liegt das Material auch heute noch in den ursprünglichen Schuttkegeln.
Die wichtigsten und grössten Vorkommen von Kies und Sand findet man entlang der heutigen und früheren Flüssen resp. den entsprechenden Gletschern von Rhein, Rhône, Linth, Reuss und Aare. Je weiter das Geschiebe transportiert wurde, umso runder und umso feiner sind die Vorkommen. Die Vorkommen entlang des Hochrheins haben eine ausgezeichnete Gradierung und fast alle Steine können ohne allzu grosse Aussiebung bzw. ohne zusätzliches Brechen genutzt werden. Vorkommen im Elsass oder noch weiter nördlich enthalten zunehmend grosse Sandanteile.
Die grössten Kiesvorkommen in der Schweiz liegen im Rafzerfeld. Diese Ablagerungen kommen hauptsächlich vom Rhein. Weiter stromanwärts liegt Weiach, wo die Gletscher von Rhein und Linth zusammenstiessen und somit heute Gesteine aus dem Bündner- und Glarnerland angetroffen werden. Diese grossen Abbaustellen enthalten sogenannten Niederterrassenschotter, der sich durch eine entsprechende Kompaktheit und Dichte auszeichnet. Dieses Material eignet sich für höchste Ansprüche von Kiesgemischen und Betone.
Die Körner sollten möglichst kubisch sein, d. h. die drei Abmessungen x, y und z sollten von ähnlicher Grössenordnung sein. Ist eine Abmessung besonders klein gegenüber den anderen beiden, so spricht man von «flockigen» Gesteinen, ist eine Abmessung besonders gross, so spricht man von «stengeligem» oder «fischigem» Korn.
Kiesreserven sind nicht nur «Gesteinsreserven» für die Bauindustrie sondern es kommen zunehmend weitere Funktionen dazu wie: Wald, Landschaftsschutz und insbesondere Grundwasserschutz. Kiesreserven haben in der Regel eine hohe Wasserdurchlässigkeit und können das Wasser auch reinigen. Aus diesem Grund werden über Kiesreserven oftmals auch Grundwasservorkommen angereichert.
Der Abbau geschieht in der Regel durch Wasserstrahl oder durch Radlader. Die entsprechende Aufbereitung geschieht in der Regel vor Ort. Transporte werden möglichst kurz gehalten und wenn immer möglich werden Förderbänder eingesetzt. Diese Kiese werden in der Regel gewaschen und anschliessend klassiert. Auf entsprechenden Sieben werden die Fraktionen, d. h. die benötigen Korngrössen aussortiert.
Nicht benötigtes Überkorn wird aussortiert und in geeigneten Brechern zerkleinert. In Kieswerken werden hauptsächlich Prall und Kegelbrecher eingesetzt. Heute werden hauptsächlich folgende Korngrössen ausgesiebt:
In verschiedenen Aufbereitungsanlagen werden noch weitere Fraktionen ausgesiebt. Die haben ihren Ursprung oftmals bei älteren Konzepten und Normen.
| Runde Körner | 0/4 | 4/8 | 8/16 | 16/32 | 32/63 | |||||
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| Gebrochene Körner | 0/2 | 2/4 | 4/6 | 6/8 | 8/11 | 11/16 | 16/22 | 22/32 | 32/48 | 48/63 |
Kies und Sand finden ihre weitere Verarbeitung oftmals in Kiesgemischen für den Strassenbau, Hinterfüllungen oder Sickeranlagen aber hauptsächlich werden die einzelnen Komponenten für die Herstellung von Beton verwendet. Vor 50 Jahren wurde Beton hauptsächlich auf den Baustellen gemischt und gleich eingebracht. Heute wird Beton hauptsächlich auf leistungsstarken Betonanlagen gemischt und anschliessend als Frischbeton oder halbfertig Ware in Fahrmischern auf die Baustelle gebracht. Beton ist weltweit das am zweitmesiten verwendete Gut und kommt gleich nach Wasser. Dies zeigt die Bedeutung von Beton. Diese Bedeutung wird voraussichtlich noch zunehmen, da hauptsächlich in den Schwellenländern ein grosser Bedarf an Infrastrukturbauten und an Wohnhäusern besteht. In der Schweiz ist der Bedarf bereits über viele Jahre konstant hoch.

